Vor vielen Jahren, noch im letzten Jahrtausend, las ich im Internet ein sehr gut gemachtes Gedicht eines mir entfernt bekannten Mannes, der dort beschrieb, wie schön es in der Hölle sei. Dort könne er mit all seinen Partnerinnen die schönsten Orgien feiern. Das berührte mich so, dass ich mich  hinsetzte  und  eine  sofortige und schnelle Antwort in Gedichtform schrieb. So nebenbei: Es war Anlass und Beginn meiner Beschäftigung mit der Reimerei.


 

 

Himmel oder Hölle?

 

Ein Mann wünscht' sich mit seinem Schatz

bevorzugt einen Höllenplatz

um dort zu feiern und zu prassen

und sich so richtig gehn zu lassen.

 

Den Himmel wolle er nicht haben.

Da gäbe es nur brave Knaben.

Die müssten stets vor allen Dingen

Choräle mit den Englein singen.

 

Das sei doch langweilig und fade

und er fände es sehr schade,

dass Sex und Orgien immerzu

an diesem Orte stets tabu.

 

So habe ich es einst gelesen

als ich im Intranet gewesen.

Das traf mich doch bis tief ins Mark,

denn die Hölle ist kein Freizeitpark.

 

Denjenigen die dorthin streben

will ich hier die Antwort geben

um ein wenig aufzuklären

und Hölleneinblick zu gewähren.

 

Hast du den Satan je gesehen?

Er ist meisterhaft im Kopfverdrehen.

Hast du geschmeckt des Bösen Macht,

erkannt welch Unheil er gebracht?

 

Er ist noch dieser Erde Herr,

versucht's mit List und auch Geplärr.

Er ist's der Kriege bringt und Not

und Einsamkeit, Gewalt und Tod.

 

Er ist die Macht die existiert

und alles Unheil stets gebiert,

sucht Menschen sich zum bösen Spiel,

und lässt verfehlen sie das Ziel.

 

Diese Hölle ist kein Ort der Freuden.

Wer drin ist muss vielmehr sehr leiden.

Das will ich hier vorab skizzieren.

Schon der Gedanke lässt mich frieren.

 

Zunächst, das sei mal angebracht,

wird die Hölle nie zum Tag gemacht.

Sie ist ein Ort der Dunkelheit,

heute, morgen, allezeit!

 

Und die Hölle, muss ich konstatieren,

lässt alle Insassen sehr frieren.

An Wärme fehlt es dort für immer,

doch es kommt ja noch viel schlimmer.

 

Trotz Kälte wird ein Feuer brennen

das wir nicht so leicht erkennen.

Es brennt sehr heiß, doch es brennt innen

in himmelsfernen Menschen drinnen.

 

Das Feuer ist die Seelenqual,

ich sag es so verkürzt einmal,

das in Höllenfreunden brennt

und sie vom Ort der Freuden trennt.

 

Feuer ist Qual der Gedanken,

die sich um eigne Fehler ranken,

weil man nicht zur Lebenszeit

für Gottes Hilfe war bereit.

 

Ein weit'rer Punkt war falsch beschrieben,

denn in der Hölle gibt's kein Lieben,

selbst wenn die schönsten Partnerinnen

sind mitten in der Hölle drinnen.

 

So will ich es ganz deutlich nennen:

Man kann nicht miteinander pennen.

Man schafft nicht mal, schon bloß und nackt,

einen tierisch geilen Akt.

 

Keine echte Liebe und Gefühl,

nicht mal extatisches Gewühl

in einem Nahkampf der Geschlechter.

Dort bleiben alle Kostverächter.

 

So ist Saufen, Sex und Völlerei

in der Hölle nicht dabei,

denn die Insassen sind unumwunden

im Denken und Handeln festgebunden.

 

Es fehlt dort traute Zweisamkeit.

Nur Gottesferne, Dunkelheit.

Zuletzt bleibt Einsamkeit der Seele,

die in ew'ger Nacht sich quäle.

 

Nur des Feuers Glut im Herzen

und die Gedanken voller Schmerzen.

Nicht Licht, nicht Liebe, doch allein!

Mein lieber Freund, das muss nicht sein!

 

Gott hat sich zwar zurückgezogen,

von diesem Ort der so verlogen,

doch bietet er heut jedermann

voller Liebe Hilfe an.

 

Er macht das beste Angebot

und zeigt den Weg aus jeder Not.

Dazu musste sein Sohn einst sterben,

damit den Himmel wir erwerben.

 

Der Himmel ist ein Ort zum Leben.

Da wird es keine Not mehr geben.

Vorüber ist dort jedes Leid,

zu Ende Hunger, Hass und Neid.

 

Befreit von böser Selbstsucht Triebe

findet Erfüllung dort die Liebe,

atmet es Frieden Tag für Tag,

den's in der Höll' nie geben mag.

 

Damit ich ewig mich darf freu'n,

möcht' ich schon bald im Himmel sein.

Dort würde ich auch dich gern seh'n,

mein lieber Leser, das wär' schön.

 

So bitt’ ich noch es doch zu glauben:

Ich möchte nie den Spaß dir rauben.

Aber die Hölle bleibe außen vor.

Die wählt freiwillig nur ein Tor!

 

Doch wer nicht glaubt was hier gesagt

der sollte einfach unverzagt,

um zu erfahr'n der Hölle Wesen,

Gottes Liebesbrief* mal lesen.

 

© Martin Volpert, 1999


 

* Gottes Liebesbrief an die Menschen ist Sein Wort, die Bibel