Gretchens Flucht

 

Schon lange ist Gretchen voll Eifer mit Wucht

wohl vor sich selbst auf entsetzlicher Flucht.

Sie flieht in Geschäftigkeit, Dienste, Beruf

und versäumt dabei den, der sie liebt und sie schuf.

Während Gretchen Erfüllung und Leben stets sucht

ist sie vor dem Lebensspender auf Flucht!

 

O Gretchen, fliehe, aber flieh doch der Welt

und jenem Treiben, das dem Feinde gefällt.

Echten Frieden und Ruhe gibt's nur droben im Licht,

bei dem der dort thront und durch Treue besticht.

Er ist es allein, der dich liebt und erhält!

Schon am Kreuze zahlte Er's Lösegeld.

 

O Gretchen, schnell fliehe, ja fliehe in Hast,

doch fliehe den Dingen, die vor Gott nur Ballast.

Der Sünde Bürde konnte der Reine nur tragen,

du kannst unter ihrem Gewicht nur versagen.

So fliehe dem Erdentand, seinem Morast,

denn hier bist du Fremdling, hier bleibst du stets Gast.

 

Auch dein Heiland ging einst durch Leiden und Pein

im Triumphe in Gottes Herrlichkeit ein.

Jetzt schaut Er nach dir, auch durch Kummer und Schmerz,

und zieht dich mit Macht zu sich himmelwärts.

Seine Erziehung ist nötig, so schicke dich drein,

und übe täglich, Ihm dankbar zu sein.

 

O Gretchen, so fliehe, doch fliehe zum HErrn,

und such Seinen Rat, denn ER ist nicht fern.

ER wartet auf dich mit geöffnetem Arm,

dort findest du Ruhe, dort hält ER dich warm.

ER allein schenkt dir Frieden, ER hat dich so gern,

werde vollendet in IHM, durch Gehorsam, im HErrn!

 

© Martin Volpert, 16.09.2010