Licht und Irrlicht
ein Advents- und Weihnachtsgedicht
Wir haben diesen Globus hell gemacht,
ihn bis ins Äußerste belichtet,
doch dann die Augen unbedacht
nur noch auf diesen Schein der Welt gerichtet.
Denn Lampen, Leuchten, Lichtreklamen
durchdringen schon der Erde letzten Fleck.
Weil wir Menschen uns oft schlecht benahmen
zucken Irrlichter zum fernsten Erden-Eck.
Scheinwerfer und Reklamen dringen grell
in alle Sphären unsres Lebens.
Doch machen sie nur äußerlich ein wenig hell
und Wärme und Geborgenheit sucht man vergebens.
Unsere Augen sind vielfach geweitet,
durch Glanz und Glitzer arg geblendet,
und den Verlust des Augenlichts erleidet
wer sich nicht augenblicklich wendet.
Die Augen unsrer Herzen sind so matt geworden
im grellen Licht der Wohlstandszeiten
und entgegen schönen Worten
erkaltet in Lieblosigkeiten.
Lass dir das Augenlicht nicht rauben,
und übe doch ganz neu zu Sehn
und zwar genauer als die Irrlichter erlauben.
Ja, schau neu hin, um zu verstehn.
Denn überall, wo Menschen leben
da glitzert's oft nur oberflächlich grell.
Deshalb hat Gott den Sohn gegeben,
damit wir leben - warm und hell.
Wir lernen Sehen, ohne Lichtreklamen,
erst im Laternenschein des Stalls von Bethlehem
und werden wie die Hirten, die dort eilends kamen,
ein Stück von Gottes Licht und seine Liebe sehn.
Und dann erfüllt sich auch noch heute
die frohe Botschaft heil‘ger Nacht.
Engel verkünden große Freude:
Licht Gottes, für uns zur Welt gebracht!
Und dieses Licht, so hell und rein,
schenkt Wärme mir, Glück und Geborgenheit,
wird jede Lebensstunde bei mir sein
und liebend mich umfassen alle Zeit.
© Martin Volpert